Spuren der Fremdenlegion in Schillingsfürst 

Aufgrund einer Wirtschafts- und Finanzkrise kam es im Frankreich König Ludwig XVI. am 14. Juli 1789 zum Ausbruch der Französischen Revolution. In ihrem Verlauf wurden u.a. die Privilegien des Adels und des Klerus’ abgeschafft und es kam zum Fall der absolutistischen Monarchie. 

Während der Revolutionswirren flohen vor allem Angehörige des Adels nach Osten ins Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Im Fürstentum Hohenlohe trafen im Frühjahr 1792 die ersten adeligen Emigranten ein. Das Haus Hohenlohe sah sich als große Anhänger der französischen Bourbonen und gewährte diesen Emigranten Aufnahme in Pfedelbach und in Bartenstein. Beide Orte gehörten seinerzeit dem Fürsten Ludwig Leopold zu Hohenlohe-Bartenstein (1731-1799). Aber auch Fürst Karl Albrecht I. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1719-1793) unterstützte die französischen Emigranten.  Auf Wunsch des Prinzen Ludwig Joseph de Bourbon Prince de Condé (1736-1818) wurde die ungefähr 2000 Mann starke Legion Mirabeau, die aus französischen Emigranten und angeworbenen Soldaten bestand, zu einem hohenlohischen Truppenkorps erklärt und ins Fürstentum Hohenlohe verlegt.

Das Herzogtum Württemberg musste zu diesem Zweck durchquert werden. Die beiden Hohenlohe-Bartenstein’schen Brüder Ludwig Aloys und Karl Joseph reisten nach Stuttgart, um vom Herzog Carl Eugen die Genehmigung des Truppendurchzugs unter dem Grafen Mirabeau nach Hohenlohe zu erhalten, was unter Einhaltung gewisser Bestimmungen gewährt wurde. Beide Prinzen schlossen mit den französischen Bourbonen in Koblenz einen Subsidien-vertrag (Unterstützungsleistungen). 

Das Haus Hohenlohe stellte wie alle Reichsstände zur Reichsarmee ein Truppenkontingent, das zum Fränkischen Reichskreis gehörte und aus 270 Mann zu Fuß und 52 Reiter bestand. Zusätzlich zu diesem Kontingent warben nun die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst im Hohenlohischen von sich aus 2 Jägerregimenter (jedes wiederum um die 2000 Mann stark) für die Armee der französischen Emigranten unter Prinz Condé, an deren Spitze die beiden Prinzen als Obersten traten. Prinz Ludwig Aloys wurde Befehlshaber der Jäger (Chasseurs á Pied) und Karl Joseph wurde Befehlshaber der Füsiliere. Beide stellten zusätzlich früher in französischen Diensten gestandene Offiziere an. Die hohenlohischen Söldner kamen somit aus den Gegenden um Pfedelbach, Bartenstein und Schillingsfürst. Das im Gutshof des Schlosses Schillingsfürst gelegene Gebäude des heutigen Schlosscafés soll die Kaserne dieser Regimenter gewesen sein, bevor diese, unter deutschen und französischen Offizieren stehend, gen Westen zogen und unter dem Befehl des Prinzen Karl Joseph zu Hohenlohe-Bartenstein in der Pfalz, in den Niederlanden und am Oberrhein gegen die französischen Revolutionstruppen kämpften. 1794 wurden diese Regimenter zu einem Regiment zusammengelegt, das 1797 unter Befehl des Obersten Durand von russischen Subsidienzahlungen unterhalten wurde. 

Nach dem Wiener Kongreß erreichte den Fürsten Ludwig Aloys zu Hohenlohe-Bartenstein (1765-1829) der Ruf des französischen Königs Ludwig XVIII. Es muß sich um eine Art Wiedergut-machung für seine und die seines Vaters Ludwig Leopold sowie seines Bruders Karl Joseph während der Revolutionswirren geleisteten Dienste gehandelt haben, die bislang von den Bourbonen nicht ausreichend gewürdigt wurden. Fürst Ludwig Aloys nahm das großzügige königliche Angebot an, wurde französischer Generalleutnant und Inspekteur der Infanterie. Er durfte ein eigenes Regiment aufstellen, die sogenannte „Legion de Hohenlohe“, die aus Resten des Regiments Hohenlohe-Durand und napoleonischer Fremdenregimenter bestand. 1821 wurde es in „Regiment Hohenlohe“ umbenannt. 1827 schließlich wurde Fürst Ludwig Aloys Marschall (ursprünglich das militärische Stellver-treteramt des Kronfeldherrn des Königs von Frankreich und Pair von Frankreich (Status eines Pairs von Frankreich war der höchste im französischenAdel und wurde vom König verliehen). Nach der Julirevolution 1830 konnten Offiziere und Soldaten seines Regiments schließlich die französische Staatsangehörigkeit annehmen. Wer nicht dazu bereit war, trat in die neu errichtete französische Fremdenlegion über, die das Andenken ihres indirekten Gründers aus Hohenlohe noch heute hoch hält.

 

Thomas Krause

 

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